Die Matrone stieß auf und sagte dazu jedesmal »Puszta!«. Vielleicht dachte sie an übermäßig geknofelte Pusztawürstel oder mit übermäßig viel Zwiebel garniert, vielleicht war sie aus der Puszta und hatte starken Mitteilungsdrang, vielleicht wollte sie immer einmal in die Puszta, heut noch ein Füllen reiten — aber das würde unter ihr doch zusammenbrechen, oder es wurde sie abwerfen.
Die Dame hörte auch am liebsten Franz Lehár, und wenn ein fescher pensionierter Krankenwärter ihr den oberen Blusenknopf aufnestelte, zweifelte sie keine Minute an der Erotizität auch ihres sauersten Aufstoßens.
Restaurant-Menschen 2.
Unser Helmut ist so gescheit und so brav, aber er nascht immer vom Topferl, wenn er a-a war.
Ja, schmeckt ihm denn das?
Was weiß ich? Er hats einmal bei unserm Tasso gesehn, und seither ist er ganz wild drauf.
Vielleicht braucht er das für gewisse Aufbaustoffe?
Kann das sein?
Ja, in Rumänien sagt die Frau Chalupka essen die Patscherln oft Erde, aber dort ist sie besonders fett, wegen dem Erdöl.
Na ja, vielleicht hat er auch Erdöl? Aber ich glaub, ich solls ihm schon abgewöhnen, wegen die Würmer.
Restaurant-Menschen 3.
Ein Spaßvogel, der bei Vermouth extra dry saß, zitierte den Wermutstern aus der Offenbarung 8,11. Von mir aus könnt er seinen Schwanz öfters ins Meer eintauchen, sagte er, all-erheiternd.
Restaurant-Menschen 4.
Das Paar dort hatte schon gegessen, gab Zeichen von Sättigkeit, fächelte mit der Papierserviette. Der Herr drückte die Dame nun an sich, die Dame drückte mit. In Brusthöhe waren sie zwei Behälter mit Speisebrei, gut eingespeichelt; wo die Magen sich berührten, liebkosten sich zwei Fässer Diarrhoe, und in den Liebesregionen kuschelten sich zwei Trommeln Stuhlgang aneinander. Man konnte es natürlich auch vergeistigt sehen. Zwei Wolken Vorurteil blitzten zusammen, zwei Zeitungsjahrgänge tauschten Fehlinformationen, zwei Lügen gebaren eine dritte. Aber vielleicht waren es kluge, gute und zärtliche Schiffahrer, dann war natürlich die Sache anders.
Restaurant-Menschen 5.
Ein dunkelgebräuntes blondes Mädchen in Blue Jeans und Mini-Bh stößt sich mit kantigen Ellbogen in den Speisesaal durch. Der Mund ist grell und voll ausgemalt, tritt aber im Brasilzigarr (Zigarre) des sonnenzerstörten Gesichts zurück. Am Wartetisch vergißt sie die Ellbognerei und fällt in Trance, Ölaugen schließend und Buntschnute vorwölbend.
Durch jähe Einkreisung mit Buntschnatternden ist sie plötzlich Engländerin .
Den Speisesaal betritt vor dem rüstigen Braumeister (denn er erklärt die Wassergebundenheit der Güte eines bestimmten Bieres) Meisters ältliche Gefährtin mit weißlich-fettigem zerrinnendem Gesicht, rotem Lockengebäude und massigem Hosenhintern.
Wenn sie sich dem Braumeister schenkt, wie man dumm sagt, schenkt sie ihm eigentlich viel Geld; Chemiekaufmann J. beginnt die Schätzung, damit nichts entgehe, bei der Frisur. Dazwischen hört er: »Eine ältere Frau kann den Mann noch verwöhnen, wie man sagt. Na, wenn er kann, nicht wahr, wie man sagt, nicht? Sind andere schon viel früher arbeitsuntüchtig, nicht?«
Die Gutmütigkeit in Supermini betritt das Restaurant. Ihre fülligen Oberschenkel ließen sich gut patschen oder mit einem Badeschwannm abreiben, oder man könnte sich in sie einhängen. Die armen Sex-Schematiker, denkt J., die, alle Materialfreuden überspringend, Frauenreize auf die alleinseligmachende Formel ♂✕♀ reduzieren; analytisch unbefriedigend, als würden sie das Fluidum der Aromen, Konsistenzen, Temperaturen und Täfelungen eines Restaurant-Abends in die Kurve des Stoffwechselchemismus hineinliquidieren.