Küssen 1.
Nur für Jungen! Das stumme Spiel der Lippen. Auch die Unerfahrenen und die Schüchternen brauchen nicht zu verzweifeln. Unsere Zeitschrift hilft ihnen mit einer Schule der Kußarten. Jede schenkt den Liebenden neue und andere Wonnen.
- Der Kuß der Verehrung: etwa so, wie der Frühlingswind die Weidenkätzchen umschmeichelt. Er wird abgeleitet von dem Kuß des Moses auf die Gesetztafeln.
- Der Kuß des Versprechens: leicht und zärtlich auf beide Augen; erst auf das rechte, dann auf das linke. Verweile bei jedem Auge nur sekundenlang, und das Mädchen wird ver stehen, daß du innerlich soeben ewige Treue gelobtest, wie es arabische Heerführer taten, wenn sie in den Krieg zogen.
- Der Kuß der Zuneigung: Du stehst seitlich neben dem Mäd chen und hältst ihren Kopf umfangen. Dabei küßt du sie mit einer streichelnden Bewegung kurz unter dem Haaransatz. Damit beweist du ihr, daß du ihr niemals in unziemlicher Weise nahe treten würdest.
- Der Kuß der Stärke: Du ergreifst mit deiner rechten Hand den linken Oberarm des Mädchens, drückst ihn etwas nach vorn und umschließt mit deiner linken Hand ihren Unterarm. Dann ziehst du den Unterarm zart an dich, die Innenfläche nach oben gewendet, und küßt die Innenfläche eine Handbreit über dem Handgelenk. (Nicht ausrenken!) Auch dieser Kuß stammt von ins Feld ziehenden Kriegern.
- Der Kuß der tausend Wünsche: Hier drückst du einen Kuß auf die Oberfläche des Oberarms, etwa eine Handbreit über dem Ellenbogen. Dieser Kuß drückt all die Wünsche aus, die ein Liebender an die Geliebte hat, Wünsche jedoch, die stets vom Respekt beherrscht werden.
- Der Kuß der wahren Liebe: Er ist die Krone des Kusses. Er gilt jenem Menschen, den man wahrhaft liebt und mit dem man sich eine Verbindung fürs Leben wünscht. Du mußt deine leicht angefeuchteten etc.
Unzählige Gedichte sind dem Kuß gewidmet. Eines der schönsten stammt von Franz Grillparzer.
Du hast jetzt alles über den Kuß gelernt, und dein Verständnis für die Bewunderung dieser Königskrone der Liebe ist sicherlich groß genug, um sie zu teilen. Dazu gehört jedoch nicht nur das »Gewußt wie«, sondern auch das »Gewußt wo«. Dieses »Gewußt wo« erfährst du im nächsten Heft. Tschüß.